Die Tradition und das Dirndl

Ach, war die Oma stolz, als ihr geliebtes Enkelchen Sabrina, kaum 17 Jahre alt geworden, in Omas Dirndl zum Feuerwehrball in die Turnhalle marschierte. In dem Dirndl, das auch Omas Tochter Edeltraud einst zu ihrem ersten und vielen weiteren Bällen und Prozessionen getragen hatte. Ein Dirndl für drei Generationen? „Sowas ganz Normales nennt man heute Nachhaltigkeit“ sagte der Seppi zu den Stammtischfreunden. Er schüttelte den grauen Schädel und maulte hinterher „Nachhaltigkeit, so ein Schmarrn! Nur weil heut lauter Industrieglump verkauft wird, das nach dreimal waschen zum wegwerfen ist.“ Dirk, der Marketing studiert hat und Wegwerf-Firmen berät, nickte. „Nachhaltig war früher alles, was das Handwerk machte und der Handel verkaufte. Aber auch heut‘ noch gibt es das in vielen, oft verborgenen Traditionsläden - nur nicht in Kettenläden und beim Diskounter.“ Da fragte der Passauer Spaziergänger: „.. und ham die sogenannten Traditionsläden noch a Chance in unsrer Zeit?“ Dirk hob lächelnd das sein Glas mit dem gelbschillernden Grünen Veltliner und sagte lächelnd: „Sicher. Es gibt immer noch Leut‘ mit Stil und Geschmack. Die müssen nur wissen, wo sich die Läden verstecken“. Der Spaziergänger hat beschlossen, sie alle zu finden. Heute war er deshalb bei der Passauer Dirndlkönigin Doris Pansegrau im Bratfischwinkel. Abseits - aber oho!


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