Dir helf‘ ich in die Schuh

Der Passauer Spaziergänger hatte eine Oma, die ihre Güte und Liebe sehr gekonnt hinter schmerzhaften Kopfnüssen und saftigen Watschen verbarg. Sie hatte es nicht anders drauf. Und doch: niemand hat den heute alten Kerl so geprägt; ihm gezeigt, wie wunderbar das Leben ist, wenn man es mit Anstand meistert. „Dir helf‘ ich in die Schuh“, hat sie immer gesagt, wenn der Lausbub zu faul, zu langsam, zu deppert war.

Gestern musste er an sie denken, als die liebe Verkäuferin bei Schuh Feile am Rindermarkt sich für seinen Einkauf bedankte, die Schachtel mit den neuen Tretern zur Seite stellte und sagte „warten Sie, ich helf‘ Ihnen in Ihre Schuh!“, sich niederbeugte, ihm seine Schuhe anzog und die Schnürsenkel band. „Danke“ sagte er leise und dachte bei sich: ich glaubte, so viel Service ist längst ausgestorben... aber offenbar bei Schuh Feile noch immer nicht.


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