Lichtblick: das Gärtlein
ES erwacht mit der wärmenden Frühlingssonne. Die Tafel am Eingang sagt „heute“. Der Passauer Spaziergänger, bummelnd durch die erwachende Altstadt, stolpert mehr als dass er geht in das Rosengärtlein vom Goldenen Schiff. Das erste helle Aldersbacher der Gartensaison gehört ihm. Vom Turm des Doms hat es gerade Elf geschlagen. Auf der Speisekarte kokettieren Bärlauch und junger Spargel. Die Rosenknospen verstecken sich noch bis zur kalten Sophie, aber das Grün tut schon den vom Wintergrau getrübten Augen gut. Ein mittelalterliches Touristenpärchen bleibt am Tor stehen, er sehnt sich wohl nach einer kleinen Pause, aber sie zieht ihn weg: „Nicht schon wieder Bier“ zischt sie. Er dreht sich still um und folgt ihr - statt zu sagen „da gibt es doch sicher auch Wein!“
Gast-Gärtlein sind schwer zu klassifizieren. Der Spaziergänger denkt an die andere Oase: das Gärtlein vom Café Anton - und mit Wehmut an die Spatzen-Scharen im Gärtlein des vergangenen Café Duft. Sie alle waren und sind zugleich Intimität und Öffentlichkeit. Und ganz gewiss etwas Besonderes!