Schuh-Touristen
Sie kommen aus aller Welt. Sie sehen ganz normal aus, mehr oder weniger farbig, aber sie kommen nicht, wie Ost- und Westgoten oder andere Völkerwanderer zu Fuß, sondern mit Bussen und Schiffen nach Passau. Dort quellen sie aus den Bäuchen ihrer Reisemittel und verstopfen die Gassen des Städtchens an den drei Flüssen, deren Namen sie nur schwer aussprechen können. Und es scheint, sie kommen aus Welten, in denen gutes Fußwerk, also Schuhe, Mangelware ist. Wenn sie, hinter dem Fähnchen ihres Guides über unser antikes Pflaster stolpern, in Espadrilles, Clogs, Klapperl, Pantoletten. Slipper, Sneaker oder durchgetretenen Chelsea Boots, sieht man, wie sie leiden.
Wenn es das Schicksal will, stehen sie plötzlich am Rindermarkt vor Passaus wohl ältestem Schuhgeschäft mit der aktuellsten Auswahl. Im Schaufenster ein Plakat: „Platz 1“ unter den Passauer Schuhgeschäften Da stehen sie jetzt und staunen. Und kaufen und kaufen - da hat der Passauer Spaziergänger manchmal Angst, dass es für ihn nichts mehr gibt. „Keine Angst“, sagt Chefin Heidi Gell, „die Touristen haben alle zierlichere Füßchen - Deine Größe geht uns nicht so leicht aus!“ Na, dann ist ja alles wieder gut!