Tradition und die ganze Wahrheit

Es gibt Menschen in Passau, die kennen die Wahrheit schon, aber der Passauer Spaziergänger hat immer geglaubt, dass Frankfurter und Wienerle nur deswegen so heißen, weil bei ihrer Geburt Globalisierung noch nicht erfunden war, weshalb so gewaltige Neuerungen durchaus gleichzeitig da und dort entstehen konnten. Warum sollte das nicht auch bei fingerdicken Würstchen so sein, deren Inhalt wie bei Stadtwurst und Leoner kaum Unterschiede aufweist?
Aber nein. Frankfurter und Wiener sind Plagiate einer echten Passauer Erfindung und Spezialität. War es doch der Wirt und Metzgermeister Turner im heute schon 125 Jahre alten „Gasthaus zur Sailerwöhr“, der diesen köstlichen Wurst-Snack erfand, weshalb Wiener und Frankfurter in der Dreiflüssestadt von den Ureinwohnern noch immer - und zu Recht - schlicht „Turner“ genannt werden. „Vier Paar Turner“ mit Kartoffel-Gurkensalat reichen für eine kleine Familie und schmecken keine Spur anders als Wienerle und Frankfurter. Aber sie sind halt echt. Der Spaziergänger hat trotz dieser schönen Geschichte beim Alois Bauer im „Gasthaus zur Sailerwöhr“ einen Teller voll Rührei mit Speck bestellt, der nicht auf der Karte stand, bekommen und verspeist - und schwört nun auf die bestbürgerliche Küche dieses urigen Gasthauses und dessen persönlichen Service.


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