Traditionsbummel im Februar
Das Wetter ist gegen Bummeln. Der Nebel ist nass und kalt. Es ist halt noch Passau-Winter: nicht einmal ein kleiner Haufen dreckiger Schnee weit und breit. Aber Traktoren fahren mit Gebrüll Richtung Autobahn, um die Auffahrt zu blockieren. Klar: die Landwirte haben gerade keine Arbeit. Früher, traditionell, saßen sie beim Nachbarn zum Hoagascht und warteten auf den März, wo „der Bauer die Rösslein einspannt“. Heute haben sie Spaß dabei, den noch subventionierte Diesel durchs Rohr zu blasen.
Drüben, in der Fuzo, geben derweil Geschäfte auf und andere versuchen ihr Glück. Auch neue Läden, die topmodern alte Traditionen verkaufen. Das Passauer Bahlsen-Outlet etwa. Da würde Hermann Bahlsen aber staunen, der 1889 seine Backwarenfabrik in Hannover gründete. Ein „Outlet“ in Passau? Auf eine solch absurde Idee wäre der brave Bäcker nie im Leben gekommen. Aber auch Pfarrer Sebastian Kneipp, von Fürsten und Königen als großer Heiler gepriesen, vom Papst gesegnet und reich beschenkt, konnte 1848 nicht ahnen, dass die Vermarkter seines Wissens und Könnens eines Tages - 269 Kilometer von seinem Bad Wörishofen entfernt - in der Dreiflüssestadt auch ein Outlet aufmachen. Der Passauer Spaziergänger ist gespannt, wie sich Tradition und Outlet vertragen.